Die Laute stammt ursprünglich aus dem arabischen Raum, sie wurde von ca. 1500 - 1800 eines der, wenn nicht das Instrument für Liebhaber und Adlige in Europa - um 1600 galt sie sogar als die unumstrittene «Königin der Instrumente»! Da sie nach 1800 von lautstärkeren Instrumenten verdrängt wurde, fristete sie über hundert Jahre ein Aussenseiterdasein. Erst seit wenigen Jahrzehnten erlebt die Laute eine Renaissance, wird ihr immenser Literaturschatz wiederentdeckt. Heute erfreut sich ihr intimer, sanfter und dennoch sehr ausdrucksvoller Klang einer immer steigenden Beliebtheit.

Von heutigen Instrumenten ist man gewohnt, daß sie sehr normiert sind - eine Posaune in New York, in Paris oder in Tokio sieht ungefähr gleich aus und klingt auch gleich. Zu Zeiten der Renaissance und des Barocks gab es keine solche Einheit, «die» Laute ist nur ein Oberbegriff für eine große Familie von Instrumenten, die je nach Ort und Zeit stark variieren kann. Einen kleinen Überblick geben die Lauten- und Gitarreninstrumente, die in dem Bild oben zu sehen sind.

Der Reihe nach sind dies:

    • eine Erzlaute, an dem zweiten («theorbierten») Wirbelkasten sind noch sieben freischwingende Baßsaiten angebracht. Die Saiten benötigen die große Länge, um einen klaren, kräftigen Ton hervorbringen zu können, sie können nicht gegriffen werden.
    • eine Renaissancelaute, mit 6-10 Chören bespannt, die kleinste und «einfachste» Laute.
    • eine Biedermeiergitarre - sie steht klanglich im Verhältnis zur modernen Gitarre etwa wie ein Hammerflügel zu einem modernen Klavier. Hier ein französisches Instrument um 1800 mit reichhaltiger Perlmuttverzierung.
    • ein Chitarrone oder römische Theorbe, eine Baßlaute, das größte unter den Lauteninstrumenten. Er hat eine sehr eigene Stimmung (die höchste Saite ist die dritte!), die konstruktionsbedingte Gründe hat.
    • eine Barockgitarre, mit fünf Doppelsaiten und der tiefsten Saite an vierter Stelle sehr verschiedenen von dem modernen Instrument.
    • eine Barocklaute, die mit 24 Saiten in 13 Chören komplizierteste und «nobelste» unter den Lauten.
    • eine Cister, ein kleines, mit Messingsaiten bespanntes Instrument (hier aus dem Rokoko)

Die Laute ist meist mit Darmsaiten bespannt, die in Paaren gruppiert (im Gleichklang oder in der Oktav) oder, seltener, auch einzeln sind. Notiert wird die Laute in sogenannten Tabulaturen, einer Griffschrift (oben als Hintergrund hinter den Instrumenten zu sehen).

Es gibt sehr viel Literatur für Laute allein oder Kammermusik mit Laute. Ein großes Betätigungsfeld für die Laute ist aber auch der Generalbaß oder Basso continuo, eine improvisierte Begleitung nach einer gegebenen Baßstimme, die im Barock zu (fast) jedem Stück - gleich welcher Besetzung - dazugehörte.


Jakob Ruppel, Zur Krone, Rathausplatz 5, CH-8260 Stein am Rhein